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68er Revolte, RAF: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 18:26 Sa 12.05.2007
Autor: itse

Aufgabe
Wird die hier vorliegende Darstellung der Wirklichkeit gerecht, indem sie pauscha-
lisierend und undifferenziert zwischen „Gewalt gegen Sachen“  und „Gewalt gegen
Personen“ unterscheidet?


Die zwei Phasen der 68er Revolte – und die Rückschau darauf, von Prof. Dr. Elisabeth
Noelle-Neumann:

Lord Dahrendorf hat offenbar als erster einen entscheidenden Beitrag geleistet zu dem, was man
heute (…) als die „Historisierung der 68er“ bezeichnen könnte. In Wirklichkeit, sagt Dahren-
dorf, (…) gab es nicht eine Zeit der 68er, es waren zwei Phasen. Die gewaltfreie Vorphase (…),
die zweite war dann die Phase des gewalttätigen Terrorismus. Wohin gehörte Joschka Fischer?
Die 68er Bewegung hat eine lange Entstehungsgeschichte. Sie setzte 1950 mit der Rückkehr
Theodor Adornos nach Frankfurt an das Institut für Sozialforschung ein. (…) Dann verlagerte
sich das Geschehen mehr und mehr an die Freie Universität Berlin. (…) Der Aufbau der 68er
Bewegung lag vor allem bei Adorno, maßgeblich unterstützt von dem späteren hessischen Kul-
tusminister Ludwig von Friedeburg.

Mit einem Paukenschlag, dem Kaufhausbrand, von Andreas Baader und Gudrun Ensslin ent-
facht, setzte die terroristische Phase am 3. April 1968 ein. 1970 befreite dann Ulrike Meinhof
Andreas Baader gewaltsam aus dem Gefängnis und gründete mit ihm eine terroristische
Gruppe, die spätere Rote Armee Fraktion (RAF). Einen Höhepunkt bildete dann der Prozess ge-
gen Holger Meins. Dieser trat in einen Hungerstreik und starb am 9. November 1974.
Nun erst breiteten sich Furcht und Schrecken aus. In schauriger Steigerung setzte die Serie der
Morde ein. Als erster wurde Günther von Drenkmann ermordet, am 10. November 1974. Am
27. Februar 1975 wurde Peter Lorenz entführt. Es war die einzige Entführung, die mit einer ge-
lungenen Erpressung endete. Lorenz kam am 5. März 1975 frei. Am 7. April 1977 wurde Sieg-
fried Buback ermordet, am 30. Juni 1977 Jürgen Ponto, am 18./19. Oktober 1977 Hanns-Mar-
tin Schleyer. (…)

Ein bekanntes Mitglied der gewalttätigen Szene war Joschka Fischer nicht. (… ) 1978, weitge-
hend am Ende der deutschen Terroristenzeit, schrieb Fischer in der Zeitschrift „Pflasterstrand“
zur Ermordung von Siegfried Buback, Jürgen Ponto und Hanns-Martin Schleyer: „Bei den drei
hohen Herren mag mir keine rechte Trauer aufkommen. Das sag ich ganz offen, für mich.“
(…) Die 68er versteht man am besten als „Sturm und Drang“. Man kann sie sich als eine Art
Jugendbewegung vorstellen.

Straßenbahnschienen wurden damals friedlich blockiert, Häuser besetzt, Wohngemeinschaften
gebildet, der Kommunarde Rainer Langhans mit seiner unvergesslichen Struwwelpeter-Frisur
amüsierte die ganze Szene. Gewalt gab es in der Phase der 68er nur gegen Sachen, nicht gegen
Personen. (…) Die Mehrheit der Bevölkerung missbilligte den Terrorismus; aber eine sen-
dungsbewusste Minderheit kämpfte für die ihrer Meinung nach gute Sache, sie kämpfte gegen
den Vietnamkrieg der Vereinigten Staaten, sie kämpfte gegen die Polizei in der Bundesrepublik.
Sie kämpfte in einem Meinungsklima, das man sich heute nicht mehr vorstellen kann.
FAZ, 14. März 2001, S. 5

Hallo zusammen,

hier meine Antwort, passt das so? Vielen Dank im Voraus.

Die Wirklichkeit kann nicht so verallgemeinernd und undifferenziert betrachtet werden. Die Gründe für die Revolution von 1968 waren das geteilte Deutschland, die schlechte wirtchaftliche Lage, Besuch des kongolesischen Diktators Tschombe, Besuch des persischen Schah in Deutschland, Vietnamkrieg, Gandhi und der Frankfurter Ausschwitz-Prozess. All diese Ereignisse trugen dazu bei dass der Glaube an das marktwirtschaftliche System und die Demokratie stetig abnahm. Es kam auch in anderen Ländern zu Revolutionen. Man muß sich auch die politische Lage zu dieser Zeit ansehen: Umfall der SPD, Gründung der großen Koalition, Gründung der APO (Außer-Palamentarische Opposition, Notstandsgesetze und die Gründung der NPD 1964. Daraus wurde der Drang immer stärker sich gegen dieses System zu währen. Anfangs war dieser Widerstand noch friedlich aber im April 1968 wurde die Rote Armee Fraktion (RAF) gegründet. Diese Gruppe wollte mit aller Gewalt das System verändern, egal mit welchen Mitteln. Dies zeichenete sich durch Bombenanschläge, Entführungen und Ermordungen hoher Personlichkeiten aus. Eine dieser Taten war die Brandsatzlegung in einem Kaufhaus durch Andreas Baader, Gudrun Ensslin und zwei Komplizen, als Zeichen gegen den Vietnamkrieg. Sie nahme den Kampf gegen die Gewalt der Polizei auf und wollten die Unterdrückung des Staates durch Terror bewältigen.

        
Bezug
68er Revolte, RAF: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 18:38 Sa 12.05.2007
Autor: Analytiker

Hi Itse,

> Wird die hier vorliegende Darstellung der Wirklichkeit gerecht, indem sie pauschalisierend und
> undifferenziert zwischen „Gewalt gegen Sachen“  und „Gewalt gegen Personen“ unterscheidet?

> hier meine Antwort, passt das so? Vielen Dank im Voraus.

> Die Wirklichkeit kann nicht so verallgemeinernd und
> undifferenziert betrachtet werden.

[ok] so ist es!

> Die Gründe für die Revolution von 1968 waren das geteilte Deutschland,
> die schlechte wirtchaftliche Lage, Besuch des kongolesischen
> Diktators Tschombe, Besuch des persischen Schah in
> Deutschland, Vietnamkrieg, Gandhi und der Frankfurter
> Ausschwitz-Prozess. All diese Ereignisse trugen dazu bei
> dass der Glaube an das marktwirtschaftliche System und die
> Demokratie stetig abnahm. Es kam auch in anderen Ländern zu
> Revolutionen.

Sind diese vergleichbar mit denen der RAF???

> Man muß sich auch die politische Lage zu
> dieser Zeit ansehen: Umfall der SPD, Gründung der großen
> Koalition, Gründung der APO (Außer-Palamentarische
> Opposition, Notstandsgesetze und die Gründung der NPD 1964.
> Daraus wurde der Drang immer stärker sich gegen dieses
> System zu währen. Anfangs war dieser Widerstand noch
> friedlich aber im April 1968 wurde die Rote Armee Fraktion
> (RAF) gegründet.

Von wem?

> Diese Gruppe wollte mit aller Gewalt das
> System verändern, egal mit welchen Mitteln. Dies zeichenete
> sich durch Bombenanschläge, Entführungen und Ermordungen
> hoher Personlichkeiten aus. Eine dieser Taten war die
> Brandsatzlegung in einem Kaufhaus durch Andreas Baader,
> Gudrun Ensslin und zwei Komplizen, als Zeichen gegen den
> Vietnamkrieg. Sie nahme den Kampf gegen die Gewalt der
> Polizei auf und wollten die Unterdrückung des Staates durch
> Terror bewältigen.

Was ist mit dem historischen Mord von "Buback". Bitte in diesem Kontext nicht unterschlagen!

Deine Ansätze sind gut. Aber du weichst mir ein bissl von der Fragestellung ab! Du hast es historisch gesehen gut aufebreitet, aber doch eigentlich noch nicht ausreichend die Frage beantwortet. Wird denn nun die Darstellung der Wirklichkeit gerecht? Ja/Nein? Und warum?

Liebe Grüße
Analytiker
[lehrer]


Bezug
                
Bezug
68er Revolte, RAF: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 18:58 Sa 12.05.2007
Autor: itse

Hallo,

danke für die Antwort. Um auf deine Frage zurückzukommen "Wird denn nun die Darstellung der Wirklichkeit gerecht? Ja/Nein? Und warum?" genau da häng ich noch ein bissl in der Luft.

Ich finde die Darstellung wird der Wirktlichkeit von den Fakten her gerecht. Nur die äußeren Einflüsse die zu dieser Zeit geherrscht haben fehlen mir. Somit wird die Darstellung der Wirklichkeit nicht ganz gerecht. Es ist nicht nachvollziehbar in welcher Lage sich die Menschen befunden haben, was die Motivation ihrer Taten waren und welche Stimmung im Lande herrschte.

Wie könnte man dies noch ergänzen?

Bezug
                        
Bezug
68er Revolte, RAF: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 19:38 Sa 12.05.2007
Autor: Analytiker

lhey,

> danke für die Antwort. Um auf deine Frage zurückzukommen
> "Wird denn nun die Darstellung der Wirklichkeit gerecht?
> Ja/Nein? Und warum?" genau da häng ich noch ein bissl in
> der Luft.

Kein Thema! Ja, da sist der Kern. Alles andere ist "nur" Beiwerk! *smile*

> Ich finde die Darstellung wird der Wirktlichkeit von den
> Fakten her gerecht.

Ich auch *smile*!

> was die Motivation ihrer Taten waren

Das gab es wohl viele. Erst einmal wohl persönliche Profilierung, dann wollten Sie natürlich den Staat und deren Machenschaften bekämpfen und sahen z.B. in Generalstaatsanwalt Buback die Personifizierung ihres "Feindes", was der auch mit seinem Tod bezahlen musste. Einige Mitläufer der RAF begangen ihre Taten wohl auch einfach nur, um ein bissl vom "Medienhype" für sich selbst zu Nutzen, um zweifelhaften Ruhm zu ernten... Und so kann man das denn noch schön weiter ausführen.

> und welche Stimmung im Lande herrschte.

Die Stimmung im Lande war im Umbruch. Die meisten Bürger hatten grundsätzlich auch ein Problem mit dem "Polizeistaat" und der "neuen Überwachung". Aber nur die aller wenigsten hätten zu so radikalen Mitteln gegriffen. Und ein paar dieser Wenigen, waren eben die Anhänger der RAF! Viele Bürger waren schon grundlegend dafür, das de Staat mal aufgerüttel wird, ABER NICHT SO!!!

Liebe Grüße
Analytiker
[lehrer]

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