Burschenschaften < Geschichte < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 18:03 Mi 15.12.2010 | Autor: | manolya |
Aufgabe | Liberalismus oder Nationalismus? |
Hallo an alle,
aufgrund meiner morgigen Geschichtsklausur wollte ich Euch fragen, ob die auf dem Wartburger Fest 1817 und die auf dem Hambacher Fest den Nationalismus oder den Liberalismus vertraten und warum?
LIEBE GRÜßE
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Hallo manolya,
diese Frage sollte leicht zu beantworten sein!
Beide Feste (1817, 1832) waren von fast überschäumendem Nationalismus geprägt.
Mir ist nicht bekannt, dass die Burschenschaften in irgendeiner Hinsicht dagegen aufgetreten wären.
***
Und allen Ernstes: Du beschäftigst Dich ja ausgiebig mit Geschichte. Wohin zielt die Frage also tatsächlich? Ich vermute, es geht Dir um ein anderes Detail, z.B. die Einschätzung des Liberalismus im frühen 19. Jahrhundert im noch nicht existenten "Deutschland". Zur Geschichte des Liberalismus und seiner gesellschaftsphilosophischen Grundlegung ist John Rawls, Political Liberalism, ein sehr gutes Buch...
Grüße
reverend
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 18:14 Mi 15.12.2010 | Autor: | manolya |
Hallo reverend,
> Einschätzung des Liberalismus im frühen 19. Jahrhundert
> im noch nicht existenten "Deutschland".
Ja so war es auf den Punkt gebracht. Ich wusste, dass ein "überschäumender" Nationalismus herrschte.
Trotzdem dankeschön, dass du mich verstanden hast bzw meine eigentliche Frage erkennen konntest:)
LG
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(Antwort) fertig | Datum: | 18:23 Mi 15.12.2010 | Autor: | leduart |
Hallo
Im Gegensatz zu reverend denke ich, dass das Hambacher Fest eher zu
Liberalismus , demokratiebewegung zählt. Natürlich auch die Idee eines dt, Nationalstaate, aber das ist ja noch nicht Nationalismus, also abheben der Deutschen als anderen völkern überlegen. Auf dem Fest waren Polen und Franzosen einig im verlangen einer demokratie und gegen Obrichkeitswillkür. natürlich dachte man damals ,dass das in einer dt. nation zu erreichen wäre und nicht in Einzelsdtäätchen.
Gruss leduart
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 20:43 Mi 15.12.2010 | Autor: | reverend |
Hallo leduart,
> Im Gegensatz zu reverend denke ich, dass das Hambacher
> Fest eher zu
> Liberalismus , demokratiebewegung zählt.
Da sind wir ganz einer Meinung. Zu meiner Verärgerung sieht das auch die FDP auf ihrer Geschichtsseite so.
Da steht neben den ersten Sätzen sogar ein Stich des Hambacher Festes als Illustration. (Nebenbei: wie haben die damals eigentlich die Logistik geregelt, einschließlich Abwässer...)
> Natürlich auch
> die Idee eines dt, Nationalstaate, aber das ist ja noch
> nicht Nationalismus, also abheben der Deutschen als anderen
> völkern überlegen.
Damit stimme ich ebenfalls überein. Der bereits existierende Begriff "Nationalismus" hatte eine völlig andere Bedeutung als er vierzig Jahre später im Kaiserreich und vor allem in Preußen bekam. Er bezeichnete nicht mehr als das Streben nach einem gemeinsamen deutschen Staat, wie ihn die Portugiesen z.B. schon seit fast sieben Jahrhunderten hatten. Hitler hat sich später zunutze gemacht, dass der entstandene deutsche Staat nicht alle deutschsprachigen Gebiete umfasste. Auch damit ist der deutsche Begriff "Nationalismus" unwiederbringlich beschädigt worden.
> Auf dem Fest waren Polen und Franzosen
> einig im verlangen einer demokratie und gegen
> Obrichkeitswillkür. natürlich dachte man damals ,dass das
> in einer dt. nation zu erreichen wäre und nicht in
> Einzelsdtäätchen.
Eben. Und auch der Begriff "Liberalismus" (den es auf dem Wartburgfest noch nicht gab!) hieß etwas anderes: dies war die Partei der Freidenker, derer, die nur ihren Zielen loyal sein wollte, keinem Fürsten- oder Königshaus. Und im eigentlichen Sinne war es nicht einmal eine Partei. Dies war die Aufnahme eines Ziels der französischen Revolution: liberté. So ist es kein Wunder, dass die liberale Bewegung schließlich zur '48er Revolution führte.
Man bedenke aber auch, dass es weder den Begriff "Kommunismus" noch "Sozialismus" noch "Sozialdemokratie" gab, und der Begriff der "Demokratie" erst später aus dem Englischen (woher er nicht kommt) importiert wurde. Liberal war ein Sammelbegriff für alles, was man in der Weimarer Republik "links" nannte, aber das war auch fast ein Jahrhundert später.
Es war kein Widerspruch, links und nationalistisch zu sein, bzw. liberal und national. Auch diese eigentlich unbedenkliche Verbindung ist im Nationalsozialismus für immer demontiert worden. Das "Sommermärchen" 2006 zeigt aber auch, dass man vielleicht doch nie "für immer" sagen sollte...
Zur Klärung:
ich bin nicht nationalistisch, nicht einmal national.
ich bin nicht liberal in irgendeinem parteipolitischen Sinn.
ich verabscheue jede Form von Nationalstolz.
ich mag den Kölner Dom. Er war das Symbol der deutschen Einheit schlechthin, bis zur Gründung des Kaiserreichs.
Soweit, so gut...
Liebe Grüße in einen benachbarten Landstrich,
reverend
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 08:30 Di 21.12.2010 | Autor: | statler |
Hallo Martin,
da sieht man, wie schwer es den Geisteswissenschaftlern fällt, zu konsensualen Definitionen zu kommen, die über Zeit und Ort Bestand haben. In aller Bescheidenheit: Wir Mathematiker sind da weiter.
natio war bei den Römern der Stamm, und das ist bis ins späte Mittelalter so geblieben. Meines Wissens trugen die Studenten in Bologna auch ihre natio ins Register ein, und das war dann eben Sachse oder Hesse oder so, aber natürlich nicht Deutscher.
Aber auch zu einem festen Zeitpunkt hat man an verschiedenen Orten durchaus unterschiedliche Ansichten darüber, was z. B. Liberalismus ist. Wenn ein amerikanischer Republikaner seinen politischen Gegner fertigmachen will, sagt er, das sei ein Liberaler aus San Fancisco, das reicht. Wie sagte George Dablju im letzten Wahlkampf: Wen interessiert denn die Meinung von John Rawls?
> Da steht neben den ersten Sätzen sogar ein Stich des
> Hambacher Festes als Illustration. (Nebenbei: wie haben die
> damals eigentlich die Logistik geregelt, einschließlich
> Abwässer...)
Was die sanitäre Logistik auf dem Hambacher Fest angeht: Woodstock war in der Beziehung auch nicht das Gelbe vom Ei.
Viele Grüße aus Hamburg
Dieter
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