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(Frage) beantwortet | Datum: | 22:52 So 18.11.2007 | Autor: | RtotheT |
Hallo,
wir haben (für die Barbeitung von Don Carlos) zwei Texte über die Defintion von Tragik bekommen. Der erste von Aristoteles, den ich noch verstehe. Der zweite (leider kenne ich die Quelle nicht) ist mir leider an den meisten Stellen zu hoch. Ich hoffe, ich könnt mir dabei helfen und vllt. bestätigen, dass ich es nicht ganz falsch verstehe.
"Bei jedem echt tragischen Vorkomnnis sehen wir über das Vorkommnis selbst, das uns als tragisch erscheint, dunkel hinaus auf dauernde, mit dem Wesen der Welt bereits gegebene Faktoren, Zusammenhänge, Kräfte, die "so etwas" möglich machen." (Scheler)
Was ich verstehe: Scheler beschreibt Tragik, als ein Vorkommnis, dessen Verlauf man berechnet und dann auf ein dunkles Ergebnis, also ein schlecht ausgehendes zukünftiges Ende blickt. Was man dabei in Betracht zieht, sind übergeordnete "Faktoren", Gründe die dafür verantowrtlich sind.
"Nach Scheler geht die Tragik aus dem Konflikt gleichranginger erhabener Werte in einem Menschen oder in verschiedenen Trägern hervor."
Durch irgendwelche Ereignisse besteht ein innerer Konflikt zwischen zwei ebenbürtigen Werten, die sich nun gegenüberstehen und eine Entscheidung abverlangen.
"Damit das Tragische als eigentliche Weltkatastrophe eintreten kann, muss eine Welt erschlossen und als umfassende Ordnung verstanden sein. Soll das Tragische wirksam werden und seine tödliche Kraft ausstrahlen, so muss es einen Menschen treffen, der konsequent, in der Idee lebt und von der Gültigkeit der Idee sich nicht das Geringste abmakren lässt." (Staiger)
Da muss ich gestehen, dass es mir zu hoch wird. Ich lese da raus: Der Mensch, den die Tragik trifft, muss sich an eine Idee (vielleicht die Entscheidung für einen Wert bei einem Konflikt) festklammern und stets für sie einstehen ohne zu schwanken. Da dies so fest steht und keinen anderen Weg zulässt, ist die Figur tragisch. Ich kann nicht sagen, ob ich das richtig sehe und was die umfassende Ordnung und erschlossene Welt soll, versteh ich überhaupt nicht.
Vielleicht kann mir da jemand auf die Sprünge helfen.
Danke
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(Antwort) fertig | Datum: | 15:07 Mo 19.11.2007 | Autor: | Amano |
Hi!
1) auf dauernde mit dem Wesen der Welt bereits gegebene Faktoren:
Dies heisst fuer mich, dass Scheler das dunkle Element der Tragik aus einem allgemein dunklen Weltbild ableitet, in dem man wiederkehrend dunkle Empfindungen als Anzeichen fuer eine generell tragische Welt deutet. Man uebertraegt dunkle Erlebnisse bzw. die dunkle Stimmung, die man in einer Situation erfahren hat, auf ein anderes Ereignis. Die Definition fuer das Tragische entsteht aus der Vermutung, dass es generell tragische Kraefte geben muss, die zu diesen dunklen Ereignissen und Empfindungen fuehren. Eine Personifizierung, dass beispielsweise ein Geist fuer ein Ereignis verantwortlich ist waere aehnlich.
2) Konflikt gleichrangiger erhabener Werte
Es sind keine Ereignisse sondern ein gegebenes Prinzip von gleich starken Kraeften, wie YIng und Yang oder plus und minus. Ohne das Eine gaebe es das Andere nicht, man kann Gut nur definieren, wenn man auch das Boese manifestieren kann.
Dass ein Mensch eine Situation als tragisch erlebt, ist darauf zurueck zu fuehren, dass beispielsweise die Sehnsucht nach einem guten Ende mit der gleich starken Angst vor der Katastrophe einher geht. Ist einem Menschen egal, ob eine Situation schoen ist, dann kann er diese auch nicht als tragisch erleben, wenn die Situation sich in's Negative gekehrt hat.
3) das Tragische als eigentliche Weltkatastrophe
Im Unterschied zur persoenlichen Katastrophe und der damit verbundenen Tragik setzt die Tragik als Weltkatastrophe einen entscheidenden Punkt voraus: Man muss die Welt als abgeschlossenes und komplett definierbares System verstehen.
Der Mensch hat in diesem System ebenfalls eine klar definierte Position. Wenn dieser Mensch nun keinen Zweifel am System hat und somit gedanklich vollkommen innerhalb des Systems lebt und denkt, so kann sein tragisches Erlebnis logischer Weise die ganze Welt beeinflussen. Denn sein Erlebnis ist auf die Welt ableitbar. Der Gedankengang lautet also, wenn ein Mensch Teil eines Ganzes ist und ein tragisches Erlebnis hat, so beeinflusst diese Tatsache die ganze Welt in der er lebt. Die ganze Welt steht also unter dem Einfluss und der Macht der Tragik. Der Ausgangsgedanke fuer diese Weltkatastrophe liegt interessanter Weise bei einer einzigen Person und seinem unerschuetterlich konformen Glauben an das Weltsystem. Der Systemkonforme Mensch kann also mit seinem tragischen Empfinden den Stellenwert der ganzen Welt ins Dunkle ruecken und der ganzen Welt gedanklich die Macht nehmen, unabhaengige Entscheidungen treffen zu koennen und das eigene Glueck beeinflussen zu koennen.
Ich hoffe, dass ich das so verstaendlich geschrieben habe, wenn nicht, sag Bescheid.
LG
Amano
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