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Forum "Deutsch" - Fragen zum Gedicht von Heine
Fragen zum Gedicht von Heine < Deutsch < Sprachen < Vorhilfe
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Fragen zum Gedicht von Heine: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 11:08 Sa 15.07.2006
Autor: Gedda12345

Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.

Hallo,

ich muss im Fach Deutsch das Gedicht „Enfant perdu“ interpretieren.

Verlorner Posten in dem Freiheitskriege,
Hielt ich seit dreißig Jahren treulich aus.
Ich kämpfte ohne Hoffnung, dass ich siege,
Ich wusste, nie komm ich gesund nach Haus.

Ich wachte Tag und Nacht. - Ich konnt nicht schlafen,
Wie in dem Lagerzelt der Freunde Schar -
(Auch hielt das laute Schnarchen dieser Braven
Mich wach, wenn ich ein bisschen schlummrig war).

In jenen Nächten hat Langweil ergriffen
Mich oft, auch Furcht - (nur Narren fürchten nichts) -
Sie zu verscheuchen, hab ich dann gepfiffen
Die frechen Reime eines Spottgedichts.

Ja, wachsam stand ich, das Gewehr im Arme,
Und nahte irgendein verdächtger Gauch,
So schoss ich gut und jagt ihm eine warme,
Brühwarme Kugel in den schnöden Bauch.

Mitunter freilich mocht es sich ereignen,
Dass solch ein schlechter Gauch gleichfalls sehr gut
Zu schießen wußte - ach, ich kanns nicht leugnen -
Die Wunden klaffen - es verströmt mein Blut.

Ein Posten ist vakant! - Die Wunden klaffen -
Der eine fällt, die andern rücken nach -
Doch fall ich unbesiegt, und meine Waffen
Sind nicht gebrochen - nur mein Herze brach.


Ich habe mir zu dem Gedicht schon meine Gedanken gemacht.

1. Titel: Übersetzt: „Verlorenes Kind “ =>  eine mögliche Folgerung könnte es sein, dass es in dem Gedicht um ein Kind geht, dass sich verirrt hat und nicht mehr nach Hause findet
2. Titel: Der ursprüngliche Titel des Gedichts war: „Verlorene Schildwacht “, Als Schildwacht bezeichnete man aufgestellte Soldaten, die einzelne Schilde zu bewachen hatten.  Der Soldat könnte hilflos und auf sich allein gestellt sein.
3. Was mir zu den sprachlichen Merkmalen aufgefallen ist, dass es durchgehend im Paarreim geschrieben ist, mit je 4 Zeilen. Aber was wollte er damit genau erreichen mit diesem durchgehend gleichem Schema?




Jetzt zu den Strophen meine eigenen Überlegungen:

1. Heine fühlte sich selbst als ein verlorener Soldat, der alleine in die Schlacht zog.
In dieser Schlacht kämpfte er sein ganzes Leben gegen Missstände in der Gesellschaft. Er war also eine Art Kritiker. Er spielt hierbei auch auf seine Gesundheit im Exil an, als er schwer krank  war. Heine wusste von Anbeginn, dass er garantiert nicht mehr aus dieser Schlacht zurückkehren würde.

2. Heine beschreibt parallel zum Soldaten seine Position als Kritiker, der sich weder Tag noch Nacht Ruhe gönnt. Er beschreibt seine Mitmenschen:
Sie befinden sich in einem tiefen Schlaf und bekommen nichts von der Gefahr mit.
Heine hält diese Unaufmerksamkeit der Mensch wach und sie fordert ihm um so mehr auf, die Menschen  wachsam zu kriegen.

3. Der Kritiker Heine schildert die Zeiten, in denen keine Gefahren bestehen. Diese Zeit schildert er als einen Zustand zwischen Langeweile und Furcht. Diese Furcht ist einerseits ein Zeichen von Klugheit. Andererseits aber versucht er diese Furcht zu vertreiben. Dazu griff Heine zur Feder und betätigte sich als politischer Dichter.

4. Seine aktive Verteidigung beschreibt er wiederum parallel zu der eines Soldaten. Seine Waffen sind die Worte, mit denen er seine Gegenspieler schlägt.

5. Sein Gegenspieler versteht sein Handwerk ebenfalls „sehr gut“ und fügt dem Verteidiger entscheidende Wunden zu. Auf diese Weise besiegelt er das von Anfang an so angelegte Schicksal der verlorenen Schildwacht, bzw. Heines.

6. Heine erkannte seine menschliche Endlichkeit. Sein Posten als kritischer Dichter wird vakant werden, weil er nicht ewig leben würde.
Ihm war aber auch bewusst, dass andere Kritiker ihm folgen werden. Sie werden so wie er die Missstände in der Gesellschaft anprangern..
Das einzige, vielleicht das Wertvollste was bleiben würde, wären seine Waffen (Worte). Nur sein Herz brach, nur er ging von uns. Sein Werk bleibt.


Also, meine Frage wäre jetzt, ob meine Überlegungen so stimmen. Ich habe Schwierigkeiten den Kern zu begreifen, vielleicht kann mir jemand hier helfen und mir den Kern erklären.
Auch verstehe ich nicht genau, wer genau die Gegner Heines sind und auch was genau die Gefahr nun war. Auch die 3.Strophe hat mir Probleme bereitet, was genau sagt die 3.Strophe über Heine aus?


Viele Dank schon mal im Voraus, es wäre wirklich sehr nett, wenn mir hier jemand helfen könnte,

Anne


        
Bezug
Fragen zum Gedicht von Heine: Hinweis
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 13:10 So 16.07.2006
Autor: Josef

Hallo Anne,

ein kleiner Hinweis:

"Enfant Perdu" – Ein Auskunftschafter auf verlorenem Posten. Der erste Soldat, der in die Schlacht zieht und garantiert nicht zurückkehren wird.
In diesem Gedicht wird das Leben Heines thematisiert. Das Leben eines kritischen Dichters, der in lyrischer Form gesellschaftspolitische Zustände seiner Zeit tadelte. In der letzten Stophe des Gedichtes schrieb Heine über seine Zukunft.
"Ein Posten ist vakant" – Heine erkannte seine menschliche Endlichkeit. Sein Posten als kritischer Dichter wird vakant werden, weil er nicht ewig leben würde. Ihm war aber auch bewußt, dass andere Kritiker ihm folgen werden. Sie werden so wie er die Missstände in der Gesellschaft anprangern. Das einzige, vielleicht das Wertvollste was bleiben würde, wären seine Waffen. Seine Waffen (Worte) würden uns an die Vergangenheit erinnern und uns in der Zukunft mahnen. Nur sein Herz Brach, nur er ging von uns. Sein Werk bleibt!


[]Fundstelle

Viele Grüße
Josef

Bezug
        
Bezug
Fragen zum Gedicht von Heine: weiterer Hinweis
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 13:16 So 16.07.2006
Autor: Josef

Hallo Anne,


Sprachliche Analyse

Kein bestimmtes Metrum
Paarreim
Enjambement
Lyr. Ich entspricht Heine

Wiederholung
Anapher
Synonymhäufung
Alliteration
Ellipse
Metapher
Parenthese

Weitere Auffälligkeiten
1. und letzte Strophe im Präsens, die anderen im Präteritum

Interpretation / Inhalt

1. Strophe:
-nicht die Freiheitskriege gegen Napoleon
- Krieg für die Freiheit in Deutschland

2. Strophe:
- Seitenhieb gegen seine Freunde im Exil

3. Strophe:
- sein „Tun“ im Exil

4. & 5. Strophe:
- Auseinandersetzung mit seinen politischen und weltanschaulichen Gegnern

6. Strophe:
- lyr. Ich ist am Lebensende angekommen wurde verwundet aber nicht besiegt



[]Fundstelle


Viele Grüße
Josef

Bezug
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