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Gedichtvergleich: Eichendorff und Lasker-Schüler
Status: (Frage) überfällig Status 
Datum: 16:13 Fr 05.02.2010
Autor: ChrisS_

Aufgabe
Analysieren und interpretieren sie beide Gedichte vergleichend!


Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.



Hallo liebe Forenleser und Mitwirkende bei "Vorhilfe"


Wir sollen zwei Gedichte miteinander vergleichen und dabei haben sich für mich einige Fragestellungen ergeben.
Lyrik ist leider nicht gerade mein Lieblingsthema im Deutschunterricht, manchmal fehlt mir da ein bisschen das Verständnis. Über hilfreiche Ratschläge würde ich mich sehr freuen!!!

Hier sind erstmal die Gedichte:

Joseph von Eichendorff
Ständchen


Wie kühl schweift sichs bei nächtiger Stunde,
Die Zither treulich in der Hand!
Vom Hügel grüß ich in die Runde
Den Himmel und das stille Land.

Wie ist das alles so verwandelt,
Wo ich so fröhlich war, im Tal.
Im Wald wie still, der Mond nur wandelt
Nun durch den hohen Buchensaal.

Der Winzer Jauchzen ist verklungen
Und all der bunte Lebenslauf,
Die Ströme nur, im Tal geschlungen,
Sie blicken manchmal silbern auf.

Und Nachtigallen wie aus Träumen
Erwachen oft mit süßem Schall,
Erinnernd rührt sich in den Bäumen
Ein heimlich Flüstern überall. -

Die Freude kann nicht gleich verklingen,
Und von des Tages Glanz und Lust
Ist so auch mir ein heimlich Singen
Geblieben in der tiefsten Brust.

Und fröhlich greif ich in die Saiten,
O Mädchen, jenseits überm Fluß,
Du lauschest wohl und hörst's von weiten
Und kennst den Sänger an dem Gruß!


Else Lasker-Schüler
Ein Lied


Hinter meinen Augen stehen Wasser,
Die muß ich alle weinen.

Immer möcht ich auffliegen,
Mit den Zugvögeln fort;

Buntatmen mit den Winden
In der großen Luft.

O ich bin so traurig -
Das Gesicht im Mond weiß es.

Drum ist viel samtne Andacht
Und nahender Frühmorgen um mich.

Als an deinem steinernen Herzen
Meine Flügel brachen,

Fielen die Amseln wie Trauerrosen
Hoch vom blauen Gebüsch.

Alles verhaltene Gezwitscher
Will wieder jubeln,

Und ich möchte auffliegen
Mit den Zugvögeln fort.

Nun meine Fragen:
Habe ich die Metrik richtig bestimmt und ist diese im ganzen Gedicht gleichbleibend?
Was könnte in der 5. Strophe bei Else Lasker mit der "samtnen Andacht" gemeint sein?
Habe ich genügend Vergleiche zwischen den beiden Gedichten gezogen?
Oft wiederholt sich bei mir der Ausdruck "lyrisches Subjekt" und "lyrisches Ich". Kann ich das auch anders bezeichnen?
Sollte ich noch mehr auf die Einordnung in die Epochen eingehen?
Ist der "Buchensaal" eine Metapher für den Wald oder steckt da noch mehr dahinter?
Wie kennzeichne ich ein umgestelltes Zitat richtig, z.B. das silberne Aufblicken der Flüsse (org. "sie blicken manchmal silbern auf") Muss ich das dann überhaupt kennzeichnen?

Gibt es sonst noch Anregungen, vieleicht auch für einen besseren Schluss??? Ist der Ausdruck soweit okay?

Vielen, vielen Dank!!!



Zur vergleichenden Analyse liegen mir zwei Gedichte vor. Das erste, mit dem Titel „Ständchen“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst und ist der Epoche der Romantik zuzuordnen. Das zweite Gedicht „Ein Lied“ von Else Lasker-Schüler gehört zur Epoche des Expressionismus.
Ich habe mich für den diachronischen Vergleich der Gedichte entschieden und werde mit Eichendorffs „Ständchen“ beginnen.

Der Titel lässt vermuten, dass das lyrische Subjekt jemandem mit diesem Gedicht ein Ständchen bringen möchte.
Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht den Eindruck, ein älteres, leicht melancholisches lyrisches Ich erinnert sich an vergangene, schöne Zeiten.

Das Gedicht ist in sechs Strophen, mit jeweils vier Versen gegliedert. Alle Strophen haben einen Kreuzreim und sind im Metrum des Jambus verfasst.
In Strophe eins tritt das lyrische Subjekt in der Ich-Form auf und berichtet, wie es mit einem Musikinstrument ausgestattet auf einem kleinen Berg bei Nacht umherwandelt und in alle Richtungen grüßt.

Zum Beginn von  Strophe zwei beklagt das lyrische Ich dieVeränderung. Die fröliche Zeit im Tal habe sich in  Stille gewandelt, nur begleitet vom Mond, der ja sinnbildlich für Nacht und Ruhe steht. Selbst im Wald scheint alles regungslos und ruhig zu sein, wobei die Metapher des „Buchensaale[es]“ V.8 ebenfalls für den Wald steht.

Strophe drei, die durch eine Vielzahl an Metaphern gekennzeichnet ist, befasst sich ebenfalls mit einem melancholischen Rückblick des lyrischen Subjekts auf vergangen Zeiten. Dieses tritt hier und in der nächsten Strophe jedoch als außenstehend und allwissend auf.
Der Ausdruck „der Winzer Jauchzen“(V.9) ist metaphorisch und soll die Fröhlichkeit eines rauschenden Festes widerspiegeln. Dieses sei nun vorbei und mit ihm ist auch der „bunte Lebenslauf“ (V.10) zuende, der sicher für das vielseitige Leben und genießen des lyrischen Subjekts steht.
Das silberne Aufblicken der Flüsse, die hier personifiziert werden, kann ebenfalls metaphorisch gedeutet werden, denn silber steht in der Farbmethaphorik für das Alter bzw. das altern von Personen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass das lyrische Ich gealtert ist und mit dem Blick ins Tal auf sein eigenes Leben zurückblickt.

In der vierten Strophe wird das erwachen der Nacht beschrieben. Die Nachtigallen(V.13), eines der wichtigsten Symbole der Romantik, welches für wunderbaren Gesang steht, beginnen zu singen. Die Perfektion dieser gefiederten Sänger wird noch stärker durch die Synästhesie des „süßen Schall[es]“(V.14) hervorgehoben. Weiterhin findet sich in diesem Satz eine Inversion. Die Träume, aus den die Nachtigallen erwachen, werden vom Satzende unmittelbar hinter das Subjekt verschoben. Dies geschieht sicher auch, um das „traumhafte“ der Nachtigallen noch weiter hervorzuheben.
Die Feierlichkeit dieses Momentes beschreibt das lyrische Ich durch ein „heimlich[es] Flüstern“(V.16) im Wald. Der Ausdruck des Flüsterns wird hier noch zusätzlich durch das heimliche verstärkt, denn flüstern geschieht ja im allgemeinen auch nicht öffentlich.

Nun findet ein weiterer Perspektivwechsel statt und das lyrische Subjekt nimmt wieder aktiv am Geschehen teil. Es beschreibt in Strophe fünf, dass es noch von der „Freude“(V.17) und den schönen Erinnerungen zehrt, die ihm geblieben sind. Die „tiefste[…] Brust“(V20) steht metaphorisch für das Innerste in seinem Herzen.

Die letzte Strophe spannt einen Bogen zur Ersten, denn hier berichtet das lyrische Ich wieder von seinem Musikinstrument, der Zither. Es beginnt diese nun zu spielen und scheint sich dabei an eine vergangene oder unerreichte Liebe zu erinnern.  Die unüberwindbare Distanz oder die fehlende Möglichkeit diese Liebe neu aufleben zu lassen wird durch „jenseits überm Fluß“(V.22) beschrieben. Das lyrische Ich scheint davon auszugehen, dass seine verflossene/unerreichte Liebe sehr wohl seiner Musik lausche und ihn auch damit identifizieren könne. Dies spricht dafür, dass dieses „Mädchen“(V.22) die Gefühle des lyrischen Subjekts erwiedert, möglicherweise jedoch äußere Umstände diese Liebe unmöglich machten. Vielleicht ist sogar der Tod des Mädchens die Ursache, warum die Liebe keinen Bestand hatte, denn auch so kann das „jenseits“ interpretiert werden.
In dieser Strophe lässt sich auch ein Bezug zum Titel des Gedichtes herstellen, denn jetzt wird deutlich, wem das „Ständchen“ gewidmet ist.

Alles in allem scheint sich das lyrische Ich, trotz einer melancholischen Grundstimmung, mit seiner Gesamtsituation abgefunden zu haben und versucht sich an die schönen Momente seines Lebens zu erinnern. Dies gelingt dem lyrischen Subjekt des zweiten Gedichtes leider nicht, wie wir im weiteren Verlauf feststellen werden.

Der Titel von Else Lasker-Schülers Gedicht „Ein Lied“ lässt, ähnlich wie bei Eichendorffs „Ständchen“, viel Freiraum für Interpretation. „Ein Lied“ erscheint als Titel jedoch noch neutraler, da hier nicht einmal zu erkennen ist, ob es jemandem gewidmet ist, wie es beim ersten Gedicht der Fall war.

Beim ersten Lesen fällt sofort die tief-traurige Grundstimmung und die Verzweiflung des lyrischen Subjektes auf. Dies übertrifft die melancholische Grundstimmung im „Ständchen“ bei weitem.
„Ein Lied“ ist in neun Strophen mit je zwei Versen unterteilt. Die Autorin verzichtet auf einen Reim und als Metrum erkenne ich den Trochäus.

Den Einstieg in das Gedicht liefert das lyrische Subjekt, welches hier in der Ich-Form auftritt, indem es über seinen Gemütszustand berichtet. Die Trauer und die Tränen werden metaphorisch mit „hinter den Augen stehenden Wassern“(V.1) beschrieben.
Die Ausweglosigkeit und der Zwang dieser Situation wird durch das Verb „müssen“ verdeutlicht. Auch die anderen Verben „stehen“(V.1) und „weinen“(V.2) verdeutlichen die Enge und Beklommenheit der Situation.

Strophe zwei und drei bilden einen Satz und sind durch Hoffnung geprägt, das lyrische Subjekt möchte seiner Situation entfliehen, sehr deutlich durch das „auffliegen“(V.3) und die „Zugvögel“(V.4) gekennzeichnet. Man erkennt ein aufgebären des lyrischen Subjekts, es versucht alle Energie zu mobilisieren, um zu flüchten. Es möchte die weite Welt endlich wieder mit allen Sinnen erleben, wobei die weite Welt durch die Metapher der „großen Luft“(V.6) beschrieben wird und die Wortneuschöpfung „Buntatmen“ für die Vielfalt der Sinne steht.
Auch hier ist wieder ein deutlicher Unterschied zum „Ständchen zu erkennen“, dessen lyrisches Subjekt sich, trotz Melancholie, mit der Gesamtsituation arrangiert zu haben scheint.

Nun findet ein inhaltlicher Bruch statt, das lyrische Ich kann an seiner hoffnungsvollen Aufbruchstimmung nicht festhalten und verfällt wieder in tiefe Traurigkeit. Es scheint sich von niemendem verstanden zu fühlen, worauf der Ausspruch hindeutet, dass nur das „Gesicht im Mond“(V.8) wisse, wie es sich fühle. Die Ausweglosigkeit wird auch durch die vier Gedankenstriche verdeutlicht, als fühle sich das lyrische Ich fast ohnmächtig und müsse eine Pause machen, bevor es weiterschreibt.

Die nächste Strophe birgt wieder einen Funken Hoffnung, worauf der „nahende[…] Frühmorgen“(V.10) schließen lässt.

Die folgenden Strophen sieben und acht bilden wieder einen Satz. Das lyrische Subjekt begiebt sich nun in die Vergangenheit und berichtet, warum es sich in diesem schlechten Gemütszustand befindet. Auch hier ist ein Unterschied zu Eichendorffs „Ständchen“ zu erkennen, denn dessen lyrisches Subjuekt ließ völlig offen, warum und ob seine Liebe nicht erwiedert wurde.
Beide Strophen bestehen ausschließlich aus Metaphern. Das „steinerne Herz“(V.11) steht für die Gefühlskälte und die nicht erwiederte Liebe, die gebrochenen „Flügel“(V.12) für die gebrochene Persönlichkeit des lyrischen Subjekts und den Liebeskummer.
In Strophe acht, die durch ein Enjambement mit der vorhergehenden verbunden ist, fällt der fröhliche Singvogel, der wohl das lyrische Subjekt sein soll, vom Himmel, der metaphorisch als „blaue[s] Gebüsch“(V.14) bezeichnet wird.

In Strophe acht findet ein erneuter Tempuswechsel statt, das lyrische Ich wendet sich wieder der Gegenwart zu. Es spürt in sich selbst noch unterschwellig andere „gute“ Gefühle und möchte gern wieder fröhlich am Leben teihaben.  Die unterschwelligen Gefühle werden durch die Metapher „verhaltene[s] Gezwitscher“(V.15) beschrieben, dies verdeutlicht noch stärker, dass diese erst wieder zu neuer Stärke und Kraft entwickelt werden müssen.
Ein weiteres Mal zeigt sich hier der überwältigende Wunsch nach Veränderung und damit der wohl deutlichste Unterschied zu Eichendorffs Ständchen.

Die letzte Strophe bildet eine Brücke zur zweiten Strophe, sie sind inhaltlich nahezu identisch.
In der zweiten Strophe wurde jedoch durch eine Inversion das Subjekt im Satzgefüge nach hinten gestellt und das Adverb „immer“ an den Satzanfang. Dies hatte zur Folge, dass das stetige, mühevolle Aufbegehren im Vordergrund stand.
Jetzt jedoch, in der letzten Strophe, scheint das lyrische Ich einen finalen Anlauf nehmen zu wollen und man merkt ihm den Willen und Tatendrang an.


Beide Gedichte sind in Struktur und Aufbau sehr verschieden. Strophenanzahl und Strophenlänge weisen keinerlei Parallelen auf.  Reimschema und Metrik unterscheiden sich ebenfalls.
Stilistisch ähnlich ist die vielfache Verwendung von Metaphern, die jedoch bei Else Lasker-Schüler noch ausgeprägter ist.
Inhaltlich befassen sich beide Gedichte mit einem melancholischen Rückblick auf vergangene Zeiten und vergangene Liebe. Das lyrische Subjekt im „Ständchen“ scheint sich jedoch mit seiner Situation abgefunden zu haben und versucht dieser Positives abzugewinnen bzw. sich an schöne Momente zu erinnern. Vielleicht ist dieses durch sein Alter bedingt.
Dem gegenüber steht das lyrische Subjekt in „Ein Lied“, welches getrieben wird von Verzweiflung und dem unbedingten Willen dieser Situation zu entkommen. Vielleicht ging es dem lyrischen Ich von Eichendorff ähnlich, doch er hat diese Phase bereits überwunden.


        
Bezug
Gedichtvergleich: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 10:46 Sa 06.02.2010
Autor: Josef

Hallo,

> Analysieren und interpretieren sie beide Gedichte
> vergleichend!

>
> Wir sollen zwei Gedichte miteinander vergleichen und dabei
> haben sich für mich einige Fragestellungen ergeben.
> Lyrik ist leider nicht gerade mein Lieblingsthema im
> Deutschunterricht, manchmal fehlt mir da ein bisschen das
> Verständnis. Über hilfreiche Ratschläge würde ich mich
> sehr freuen!!!
>  
> Hier sind erstmal die Gedichte:
>  
> Joseph von Eichendorff
> Ständchen
>  
> Wie kühl schweift sichs bei nächtiger Stunde,
>  Die Zither treulich in der Hand!
>  Vom Hügel grüß ich in die Runde
>  Den Himmel und das stille Land.
>  
> Wie ist das alles so verwandelt,
>  Wo ich so fröhlich war, im Tal.
>  Im Wald wie still, der Mond nur wandelt
>  Nun durch den hohen Buchensaal.
>  
> Der Winzer Jauchzen ist verklungen
>  Und all der bunte Lebenslauf,
>  Die Ströme nur, im Tal geschlungen,
>  Sie blicken manchmal silbern auf.
>  
> Und Nachtigallen wie aus Träumen
>  Erwachen oft mit süßem Schall,
>  Erinnernd rührt sich in den Bäumen
>  Ein heimlich Flüstern überall. -
>  
> Die Freude kann nicht gleich verklingen,
>  Und von des Tages Glanz und Lust
>  Ist so auch mir ein heimlich Singen
>  Geblieben in der tiefsten Brust.
>  
> Und fröhlich greif ich in die Saiten,
>  O Mädchen, jenseits überm Fluß,
>  Du lauschest wohl und hörst's von weiten
>  Und kennst den Sänger an dem Gruß!
>
>
> Else Lasker-Schüler
> Ein Lied
>  
> Hinter meinen Augen stehen Wasser,
>  Die muß ich alle weinen.
>  
> Immer möcht ich auffliegen,
>  Mit den Zugvögeln fort;
>  
> Buntatmen mit den Winden
>  In der großen Luft.
>  
> O ich bin so traurig -
>  Das Gesicht im Mond weiß es.
>  
> Drum ist viel samtne Andacht
>  Und nahender Frühmorgen um mich.
>  
> Als an deinem steinernen Herzen
>  Meine Flügel brachen,
>  
> Fielen die Amseln wie Trauerrosen
>  Hoch vom blauen Gebüsch.
>  
> Alles verhaltene Gezwitscher
>  Will wieder jubeln,
>  
> Und ich möchte auffliegen
>  Mit den Zugvögeln fort.
>  
> Nun meine Fragen:
> Habe ich die Metrik richtig bestimmt und ist diese im
> ganzen Gedicht gleichbleibend?
> Was könnte in der 5. Strophe bei Else Lasker mit der
> "samtnen Andacht" gemeint sein?
> Habe ich genügend Vergleiche zwischen den beiden
> Gedichten gezogen?
> Oft wiederholt sich bei mir der Ausdruck "lyrisches
> Subjekt" und "lyrisches Ich". Kann ich das auch anders
> bezeichnen?
> Sollte ich noch mehr auf die Einordnung in die Epochen
> eingehen?
> Ist der "Buchensaal" eine Metapher für den Wald oder
> steckt da noch mehr dahinter?
> Wie kennzeichne ich ein umgestelltes Zitat richtig, z.B.
> das silberne Aufblicken der Flüsse (org. "sie blicken
> manchmal silbern auf") Muss ich das dann überhaupt
> kennzeichnen?
>
> Gibt es sonst noch Anregungen, vieleicht auch für einen
> besseren Schluss??? Ist der Ausdruck soweit okay?
>
> Vielen, vielen Dank!!!
>  
>
> Zur vergleichenden Analyse liegen mir zwei Gedichte vor.
> Das erste, mit dem Titel „Ständchen“ wurde von Joseph
> von Eichendorff verfasst und ist der Epoche der Romantik
> zuzuordnen.

[ok]

(Spätromantik)



> Das zweite Gedicht „Ein Lied“ von Else
> Lasker-Schüler gehört zur Epoche des Expressionismus.


[ok]


>  Ich habe mich für den diachronischen Vergleich der
> Gedichte entschieden und werde mit Eichendorffs
> „Ständchen“ beginnen.
>  
> Der Titel lässt vermuten, dass das lyrische Subjekt
> jemandem mit diesem Gedicht ein Ständchen bringen
> möchte.

[ok]

>  Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht den Eindruck, ein
> älteres, leicht melancholisches lyrisches Ich erinnert
> sich an vergangene, schöne Zeiten.
>  


> Das Gedicht ist in sechs Strophen,

[ok]

> mit jeweils vier Versen gegliedert.

[ok]

> Alle Strophen haben einen Kreuzreim und sind im
> Metrum des vierfüßigen Jambus verfasst.


[ok]



Die Lyrik Eichendorffs steht mit den vierzeiligen Strophen, dem Kreuzreim, der schlichten Sprache und deren Bildhaftigkeit dem Volkslied nahe.


>  In Strophe eins tritt das lyrische Subjekt in der Ich-Form
> auf und berichtet, wie es mit einem Musikinstrument
> ausgestattet auf einem kleinen Berg bei Nacht umherwandelt
> und in alle Richtungen grüßt.
>

[ok]



Viele Grüße
Josef

Bezug
        
Bezug
Gedichtvergleich: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 11:08 Sa 06.02.2010
Autor: Josef

Hallo ChrisS,







>  
> Beim ersten Lesen fällt sofort die tief-traurige
> Grundstimmung und die Verzweiflung des lyrischen Subjektes
> auf.

[ok]


Das Gedicht von Else Lasker-Schüler setzt sich intensiv mit Trauer und Schmerz auseinander. Anhand des Vergleiches mit Geschehnissen aus der Natur wird die Bewältigung der Thematik in Szene gesetzt. Diese Naturereignisse stehen einerseits sinnbildlich für einen Neubeginn, anderseits aber für Resignation.




>  Dies übertrifft die melancholische Grundstimmung im
> „Ständchen“ bei weitem.


>  „Ein Lied“ ist in neun Strophen mit je zwei Versen
> unterteilt.

[ok]

>  Die Autorin verzichtet auf einen Reim und als
> Metrum erkenne ich den Trochäus.
>  

[ok]


Es ist zwar in neun Strophen zu je zwei Versen geschrieben, doch reimen sich die Verse nicht, was für ein Lied natürlich untypisch ist. Aus diesem Grund ist für mich auch keine Reimform zu erkennen. Alle achtzehn Verse sind meiner Meinung nach durchgängig in einem zweifüßigen trochäischen Metrum gehalten. Es ist zu beachten, dass jeder Vers mit einem Großbuchstaben beginnt, egal ob ein Substantiv oder ein Pronomen zu Beginn steht. Diese sechs in dem Gedicht enthaltenen Sätze, die relativ kurz sind, stellen meines Erachtens einen wunderbar fließenden Rhythmus dar, welcher eindrucksvoll von bildhaften, aus der Natur stammenden Szenen unterstrichen wird.

Quelle:




Viele Grüße
Josef

Bezug
        
Bezug
Gedichtvergleich: Fälligkeit abgelaufen
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 16:20 Sa 13.02.2010
Autor: matux

$MATUXTEXT(ueberfaellige_frage)
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