Menschenbilder < Religion < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Umfrage) Beendete Umfrage | Datum: | 14:53 Mi 06.06.2007 | Autor: | ruth-anna |
Aufgabe | Überlege dir wie dein Menschenbild aussieht! |
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Ich habe diese Frage nur in dem Forum gestellt.
Hallo, ich bin kurz vor meinem mündlichen Abi und mein Lehrer meinte ich soll mir mal Gedanken über mein Menschenbild machen. Zu Hause habe ich dann festgestellt, dass ich gar nicht genau weiß, was er damit meint. Wir haben Texte von u.A. Philosophen wie Rousseau, Skinner, Hobbes oder Etzioni durchgenommen. Diese beschreiben doch Menschenbilder oder?Was gehört denn zu einem Menschenbild?
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(Antwort) fertig | Datum: | 09:09 Do 07.06.2007 | Autor: | Josef |
Hallo,
Philosophie:
Die Frage nach der Stellung des Menschen in Bezug auf das Tierreich, das Weltganze, den Kosmos und die göttlichen Mächte ist wesentlicher Antrieb aller philosophischen Bemühungen seit deren Anfängen. Bereits in der Antike wurde gegenüber den mit dem Tierreich verwandten menschlichen Wesensmerkmalen der übersinnliche Ursprung des Geistes betont. Das Vernunftvermögen unterscheidet nach Aristoteles den Menschen vom Tier und befähigt ihn als »Zoon politikon« zum geregelten gesellschaftlichen Zusammenleben. Seine Fortsetzung fand dieses Menschenbild im klassischen Humanismus und in den idealistischen Systemen des 18. und 19.Jahrhunderts. In diesen werden das Ideal einer leiblich-seelisch-geistigen Vervollkommnung und die sittliche Autonomie als menschliche Bestimmungsmerkmale formuliert. Dualistisch zugespitzt wurde das idealistische Menschenbild durch den Rationalismus (R.Descartes); hier erschien der Mensch als antagonistische Einheit von Geist (Res cogitans) und Körper (Res extensa). Der mechanische Materialismus dehnte die Theorie der kausalen Determination auch auf den Menschen aus; dieser wird zum »Maschinenmenschen« (J.O. de La Mettrie, »L'homme machine«, 1748). Für den Existenzialismus ist die wesentliche Bestimmung des Menschen seine Freiheit, durch die er sich selbst zu dem bestimmt, was er ist. Dass der Mensch überhaupt »da« ist, hat keinen tieferen Sinn (»Absurdität« der Existenz). Gegenüber den Bestimmungen des Menschen in der abendländischen Philosophie hat die moderne philosophische Anthropologie eine antispekulative Haltung eingenommen; sie erstrebt eine Vereinigung einzelwissenschaftlicher Erkenntnisse vom Menschen zu einer universalen philosophischen Wissenschaft vom Menschen. Von dieser Sicht des Menschen unterscheiden sich metaphysikoffene Lehren wie die Evolutionstheorie von P. Teilhard de Chardin oder die Trieb-Geist-Lehre M.Schelers. Insgesamt stellt sich die Selbsteinschätzung des Menschen als ein Spektrum dar von einer Wertung als (so A.Gehlen) »Mängelwesen« (mangelhafte Organ- und Instinktausstattung, Kultur und Ethik als Instrumente der Existenzsicherung) bis hin zur »Krone der Schöpfung« als Endzweck der Geschichte.
Religionsgeschichte:
In allen Religionen nimmt der Mensch gegenüber allen anderen Lebewesen eine besondere Stellung ein. Judentum, Christentum und Islam begreifen ihn als Schöpfung des alleinigen personalen Gottes, vor dem sich der Mensch in seiner ganzen Existenz und für sie zu verantworten hat. Die indischen Religionen sehen aufgrund ihrer Lehre vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburten keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Göttern, Menschen und den anderen Lebewesen, heben den Menschen aber dadurch hervor, dass er allein fähig ist, die Erlösung zu erlangen. Das chinesische religiöse Denken sieht in ihm einen dem Universum (Makrokosmos) entsprechenden Mikrokosmos. Die jüdische und christliche Theologie betonen, im Gegensatz zu dualistischen Religionen, den Gedanken der Ganzheit des Menschen. Der Mensch ist Leib und Seele, Mann und Frau. Seine Existenz vollzieht sich in der Spannung von Bindung und Freiheit, Glauben und Vernunft, menschlichem (freiem) Willen und von Gott gefordertem (Glaubens-)Gehorsam. Als »Krone« des göttlichen Schöpfungswerkes ist der Mensch von Gott über alle anderen Geschöpfe gesetzt, beauftragt, die Schöpfung verantwortlich zu gebrauchen und zu bewahren. Eine zentrale Stellung nimmt in allen Religionen das Problem der Begrenzung der individuellen Existenz des Menschen durch den Tod ein, das als eine der religiösen Grundfragen unterschiedlich beantwortet wird und unterschiedliche Formen der kultisch-rituellen »Bewältigung« erfährt (Bestattung, Totenkult).
© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2001
Viele Grüße
Josef
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(Antwort) fertig | Datum: | 09:21 Do 07.06.2007 | Autor: | Josef |
Hallo,
1.1. Definition Menschenbild
Das Menschenbild ist der begriffliche Rahmen, auf dessen Basis menschliches Tun beschrieben wird und der fundamentale Wert definiert. Damit liefert das Menschenbild zugleich ein grundlegendes Erklärungsmodell und einen Rahmen für die Entwicklung konkreter Handlungsstrategien. (König 2005, S. 34) Konkret heißt das, dass man das menschliche Verhalten erklären kann, wenn man weiß welches Menschenbild eine Person hat. D.h. zum einen ist das Menschenbild ein Erklärungsmodell für das Verhalten einer Person und zum anderen kann man darauf aufbauend konkrete Handlungsstrategien entwickeln, wenn man weiß welches Menschenbild eine Person hat. Man kann Probleme oder Situationen auf der Basis eines Menschenbildes deuten. (vgl. König 2005, S.34) Jedes Menschenbild ist immer an eine Überzeugung oder eine Lehre gebunden und jeder Mensch besitzt ein ganz bestimmtes Menschenbild oder eine Mischung aus verschiedenen Menschenbildern, auch wenn diese Tatsache dem Menschen nicht immer bewusst ist. Ich würde z.B. von mir selbst nicht behaupten, dass ich immer ein humanistisches Menschenbild vertrete. In der Pädagogik gibt es viele Menschenbilder, wie z.B. das rationalistische, behavioristische oder das humanistische Menschenbild.
Fundstelle
Viele Grüße
Josef
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hi
ich glaube dein Lehrer meint vielleicht die Art wie du auftriffst(siehe Charakter);weil er hat nach deinem´Menschenbild gefragt.
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> Überlege dir wie dein Menschenbild aussieht!
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> Hallo, ich bin kurz vor meinem mündlichen Abi und mein
> Lehrer meinte ich soll mir mal Gedanken über mein
> Menschenbild machen. ... Was gehört denn zu einem Menschenbild?
Zu einem Menschenbild gehört alles, was Du an mehr oder weniger bewußten Vorstellungen zu "Mensch" hast. Das Problem sind im Allgemeinen eher die unbewußten Teile.
Ein möglicher Ansatz etwas über Dein Menschenbild herauszufinden, könnte *der* sein, "Mensch" gegenüber anderem abzugrenzen.
Unter welchen Umständen würdest Du sagen, es ist besser, einen Menschen zu töten, als ihn leben zu lassen? Gibt es ein Tun, das denjenigen, der es tut, aus der "menschlichen Gemeinschaft" ausgrenzt (Massenmord, Mißbrauch von Kleinkindern, Wahnvorstellungen, ...)? Sind Mensch und Tier grundsätzlich verschieden, oder sind sie eigentlich eher gleich? Darf man Mensch und Tier insofern, abgestuft nach bestimmten Eigenschaften wie Empfindens- und Leidensfähigkeiten, _eigenlich_ gleich behandeln, und zwar weniger praktisch, sondern aus theoretischen Erwägungen? Gibt es unter Menschen Unterschiede in ihrer Bedeutung; gibt es etwas, was einen Menschen für eine bevorzugte Rettung aus Todesgefahr qualifizieren würde? Wenn ja, was - Hilflosigkeit ("Frauen und Kinder zuerst"), politische Bedeutung ("Mr Bush, kommen Sie mal..."), Fähigkeit, anderen zu helfen ("Der ist Arzt, der kann noch Leben retten...") oder was auch immer?
Hat ein Mensch Rechte, einfach weil er ein Mensch ist (und sei es ein schwerstkranker, schwerstbehinderter oder extremst verbrecherischer Mensch), oder erwachsen seine Rechte aus Fähigkeiten (Vernunft, Leidensfähigkeit, Ich-Vorstellung, Zukunftsvorstellungen)? Könnte ein Roboter, der darin dem Menschen gleichkommt, ebensolche Rechte beanspruchen?
Philosophen versuchen, eine philosophische Grundlage zu schaffen, auf der man jede einzelne dieser Fragen beantworten kann. In der Regel hat ein Nichtphilosoph eher eine Handvoll Vorstellungen, die unter Umständen auch schonmal gar nicht zusammenpassen; oder er entscheidet jeweils fallweise. Das ist in meinen Augen auch absolut legitim. Du kannst durchaus sagen, daß Du in bestimmten Punkten findest, daß ein bestimmter Philosoph recht hat, an anderen Stellen aber nicht recht. Perfekt ist, wenn Du auch noch sagen kannst, *warum* Du das findest . Manche Menschen können das insofern, als sie ihr Menschenbild aus einem oder wenigen "Kernpunkten" ableiten - das ist dann der Übergang zur Philosophie.
Wenn es wirklich um *Dein* Menschbild geht, ist es nicht nötig, "politisch korrekt" zu sein, auch wenn sich das in der Prüfung vielleicht doch ein Stück weit anbietet; da ist die Frage, inwieweit Dein Lehrer in der Lage ist, eine *ehrlich* Antwort zu würdigen. Das können leider nicht alle Lehrer.
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